ANTWORTEN AUF IHRE FRAGEN

Schluckstörungen

Was sind Schluckstörungen (Dysphagie)?

Antwort: Für die Messung wird nach lokaler Betäubung der ca. 5 mm dicke, weiche Kunststoffmesskatheter über die Nase eingeführt und verbleibt für die Messung etwa 15-20 Minuten in der Speiseröhre. Die Schluckakte werden in sitzender Position durch Wasser- und Brotschlucke eingeleitet. Anschließend wird die Drucksonde wieder über die Nase entfernt.

Wie wird die kombinierte pH-Metrie – Impedanz – Messung durchgeführt?

Antwort: Eine Refluxerkrankung, d.h. ein vermehrter Übertritt von saurem und nicht saurem Magensaft in die Speiseröhre, kann Schluckbeschwerden verursachen. Mithilfe der kombinierten pH-Metrie – Impedanz-Messung lässt sich das Ausmaß des Magensaftrefluxes in die Speiseröhre exakt quantifizieren und zudem differenzieren, ob Luft, Flüssigkeit oder nicht saurer Mageninhalt zurückfließt.

Wie wird der Röntgenbreischluck und die Schluck-Kinematographie durchgeführt?

Antwort: Bei diesen ergänzenden Untersuchungen handelt es sich um radiologische Untersuchungstechniken. Mithilfe von Röntgenstrahlen und einem mit Kontrastmittel versetzten Speisebrei, welcher vom Patienten geschluckt wird, kann der gesamte Schluckakt röntgenologisch aufgezeichnet und analysiert werden. Ein Vorteil ist, dass sich der gesamte Schluckverlauf von der Mundhöhle über den Rachen durch die Speiseröhre bis in den Magen darstellen lässt.

Zur exakten Beurteilung im Übergangsbereich Rachen – Speiseröhre empfiehlt sich dabei die Videodokumentation (Schluck-Kinematographie bitte erklären) aufgrund des hier sehr rasch ablaufenden Schluckaktes.

Gibt es weitere Untersuchungstechniken?

Antwort: Unter Umständen können auch noch weitere Techniken für die Diagnostik einer Schluckstörung zum Einsatz kommen. Zur Beurteilung der Ösophaguswand wird gelegentlich eine Endosonographie, also eine endoskopische Ultraschalluntersuchung, angewandt. Hierbei wird eine an einem Endoskop (Gastroskop) angebrachte Ultraschallsonde zur Untersuchung verdächtiger Speiseröhrenwandabschnitte verwendet. Gegebenenfalls macht auch eine Computertomographie Sinn, insbesondere dann, wenn der Verdacht auf Erkrankungen besteht, die auch andere Organsysteme befallen haben könnten. Zuletzt sei auch die Ösophagusszintigraphie erwähnt. Hierzu wird (mehrfach) eine schwach radioaktiv markierte Flüssigkeit geschluckt und mithilfe eines Detektors, der sog. Gamma-Kamera, die in der Speiseröhre verbleibende Aktivität registriert. Die Strahlenbelastung ist äußerst gering. Unter Umständen können auch Untersuchungen des Kiefergelenks und des Zahnstatus durch den Zahnarzt notwendig werden. Bei Verdacht auf eine systemische Muskel- oder Bindegewebserkrankung oder eine Erkrankung des Nervensystems müssen ggf. vom Internisten oder Neurologen weitere spezifische Tests veranlasst werden.

Wie werden Schluckstörungen behandelt?

Antwort: Die Behandlung von Schluckstörungen kann mitunter die Einbeziehung verschiedener Spezialisten (bspw. HNO-Ärzte, Logopäden, Zahnärzte, Chirurgen, Gastroenterologen u.a.) erfordern. Grundsätzlich muss zwischen einer ursächlichen, also einer kausalen, und einer symptomatischen (nur direkt auf die Beschwerden ausgerichteten) Therapie unterschieden werden. Für eine kausale Therapie ist es Voraussetzung, dass man die konkrete Ursache nicht nur kennt, sondern auch gezielt behandeln kann. Ein Beispiel hierfür wären Tumore im Rachenraum oder der Speiseröhre, die man durch eine Operation entfernen kann.

Die symptomatische Therapie umfasst all die Maßnahmen, die die Ursache der Schluckstörung zwar nicht beheben können, aber dennoch zu einer deutlichen Abnahme der Beschwerdesymptomatik führen. Hierzu zählen schlucktherapeutische Übungsbehandlungen (funktionelle Dysphagietherapie) bei Einschluckstörungen (oropharyngealen Dysphagien) durch speziell geschulte Therapeuten (z.B. Ärzte, Sprachheilpädagogen, Logopäden).

Im Falle von Bewegungsstörungen der Speiseröhre (Motilitätsstörungen), Tumor-bedingten oder entzündlichen Engstellen in der Speiseröhre können endoskopische Eingriffe (z.B. Laser, Koagulationsverfahren, Bougierung oder Ballondilatation, Durchtrennung der verkrampften Muskulatur (POEM) – müsste noch im Anhang erklärt werden) die Speisepassage wiederherstellen. Eine weitere Möglichkeit ist das endoskopische Einbringen von sog. Stents. Hierüberbrückt man durch mehr oder weniger starre Röhren eine Engstelle in der Speiseröhre.

Bei Funktionsstörungen wie der Achalasie (Öffnungsstörung des Verschlussapparates zwischen Speiseröhre und Magen und fehlende Kontraktionen für den Nahrungstransport in der Speiseröhre) oder dem diffusen Ösophagusspasmus (Verkrampfung der Speiseröhrenmuskulatur) kann auch eine Injektion von Botulinumtoxin in die Speiseröhrenmuskulatur – ebenfalls im Rahmen einer Magenspiegelung – vorübergehend Erleichterung bringen.

Die Möglichkeiten, Schluckstörungen durch medikamentöse Therapien zu verbessern, sind begrenzt. Zudem sind die verwendeten Medikamente nicht für die Langzeiteinnahme oder für die Verwendung bei Speiseröhrenerkrankungen zugelassen, sodass sie nur im individuellen Heilversuch eingesetzt werden können. Sogenannte Prokinetika, Medikamente, deren Wirkstoffe die Bewegungsabläufe des Verdauungsapparates und somit auch der Speiseröhre unterstützen, können bei einer Kontraktionsschwäche der Speiseröhre versucht werden. Spasmolytika (Krampflöser), Nitrate und sogenannte Calciumantagonisten werden bei Ösophagusspasmen eingesetzt. Nur Schluckstörungen, die mit dem Rückfluss von saurem Magensaft in die Speiseröhre zusammenhängen, sprechen gut auf die übliche Säureblocker-Therapie an.

Letztlich können auch operative Maßnahmen zur Therapie struktureller oder funktioneller Schluckstörungen sinnvoll sein. Zur Heilung eines Speiseröhrenkrebses muss die Speiseröhre mehr oder weniger komplett entfernt und durch Teile des Magens oder Dickdarms ersetzt werden. Bei der schon weiter oben erwähnten Achalasie kann eine endoskopische oder operative Spaltung von Muskelsträngen (Myotomie) im Bereich des Übergangs von Speiseröhre zum Magen zu einer deutlichen und langanhaltenden Symptombesserung führen.

Was muss nach einer abgeschlossenen Behandlung getan werden?

Antwort: Dies ist stark abhängig von der gefundenen Ursache der Schluckstörung. Ihr betreuender Spezialist wird Ihnen entsprechend Angaben zum weiteren Verhalten und zu Verlaufsuntersuchungen nach der Therapie geben.

Wie kann ich mir selber helfen?

Antwort: Bei Schluckstörungen, die nur Flüssigkeiten betreffen, kann durch ein Eindicken der Flüssigkeit häufig eine Verbesserung, insbesondere ein Vermeiden des Verschluckens (Aspiration) erreicht werden. Bei Schluckstörungen von festen Speisen hilft es die Speisen zunächst gut klein zu schneiden, notfalls sogar zu passieren. Weiterhin sollten immer nur kleinen Speisenmengen in den Mund genommen und erst nach gutem Kauen geschluckt werden.

 

 

Prof. Dr. Thomas Frieling

Internist, Gastroenterologe, Neurogastroenterologe und Palliativmediziner